Wie bei allem im Leben gibt es auch bei Firmen und Marken ein ewiges Kommen und Gehen. Im Vergleich mit den jeweiligen Firmengeschichten und ihrer Marktstellung im Allgemeinen unterscheiden sich diese aber mitunter gewaltig. Viele erleben nicht einmal das 10. Firmenjahr, andere existieren für Jahrzehnte oder gar über ein ganzes Jahrhundert. Manche aber stechen durch ihre Leistungen und Maßstäbe, die sie über die Zeit hinweg definiert haben, aus der Masse heraus. Einer dieser Pioniere und Wegbereiter einer ganzen Industrie war die Hewlett-Packard Company, die mit ihrem Namen einerseits für Qualität stand, andererseits aber auch nachweislich nicht immer für intelligentes Design bekannt wurde. Vor allem die IT-Branche kann bis heute darüber ein Lied singen!
Was ein Gerät für die EDV taugt, das sieht man allerdings nicht nur an dessen Haltbarkeit, sondern auch an der Reparatur- und Wartungsfähigkeit. Es macht darüber hinaus auch in der Praxis wenig Sinn, wenn ein Gerät zwar äußerst robust konstruiert wurde, aber dessen Bedienbarkeit unter den Designfehlern der Konstrukteure offensichtlich leidet. Dazu gehören praktisch sämtliche physischen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, genauso wie auch die Software und diverse Schnittstellen für den Datenverkehr. Eine der wichtigsten dieser physikalischen Schnittstellen möchte ich hier näher beleuchten, es ist die Tastatur.
Tastaturen sind der entscheidende Faktor, wenn es um die Frage nach der Alltagstauglichkeit und Bedienbarkeit eines Geräts geht. Wer damit sein tägliches Brot verdient, der kann sehr schnell feststellen, ob im jeweiligen Fall ein optimaler Bedienungskomfort erreicht wurde oder eher nicht. Entscheidend für die Qualität sind dabei die Gestaltung und Zuverlässigkeit der Schalter, der Tastenhub, der Druckpunkt und der nötige Druck, die Ergonomie der Tastenköpfe, sowie auch die Akustik der Tastenmechanik im Einzelnen. Aber das wichtigste Merkmal dabei ist immer die Anordnung der Tasten und Funktionen nach anthropotechnischen Gesichtspunkten. Es spielt dabei keine Rolle welche Größe das Gerät hat, oder welchem Zweck es dient, entscheidend ist dabei immer die Frage wie intensiv es genutzt wird. Erst im Dauereinsatz läßt sich am besten beurteilen, wie komfortabel die Bedienung eines Geräts am Ende tatsächlich ist.
Aufgrund der Tatsache, daß gut 90% der Menschheit aus Rechtshändern besteht, ist es auch vollkommen logisch jene Tasten, die als Operatoren im Rechnungswesen zwar unverzichtbar sind, aber eben etwas seltener betätigt werden, rechts anzuordnen. Nicht so bei HP, wenn man deren Historie zurückverfolgt. Hier wurde im Laufe der Zeit immer wieder ohne jeden erkennbaren Grund die Richtung gewechselt, und das sicher nicht aus rein politischen Gründen. Diese Inkonsistenz in der Anordnung der Tastaturen setzt sich von den allerersten Tischrechnern (z.B. HP 9100A) von Mitte der 1960er Jahre bis zu den Taschenrechnern (z.B. HP-41CX) bis Anfang der 1990er Jahre fort. Dieser „Zick-Zack-Kurs“ wurde mit Sicherheit nicht aus Rücksicht auf etwaige Linkshänder eingeschlagen, sondern aus einer bis heute nicht nachvollziehbaren Orientierungslosigkeit im Industriedesign. Wie unüberlegt hier vorgegangen wurde wird vor allem dann klar, wenn man die modernsten Rechner von heute 2020 damit vergleicht.
Daß dies nicht zwingend so sein muß zeigt auch der HP-42S, der von 1988 bis 1995 hergestellt wurde:
Spätestens hier war deutlich eine Trendwende bei HP zu beobachten, die vor allem bei den programmierbaren Grafikrechnern späterer Generationen zu einer Normalisierung der Tastenanordnung führte. Zum Schluß soll auch noch erwähnt werden, daß es bei keiner der Konkurrenzfirmen und deren Erzeugnissen jemals im genannten Zeitraum zu einem so sprunghaften Wechsel bei den Tastaturen kam.
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